Winston - ehemaliger Philosophieprofessor - ist auf der
Rückfahrt von der Beerdigung seiner Eltern in Norddeutschland,
die bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind, zum CERN, dem
Kernforschungszentrum bei Genf, wo er jetzt als leitender
Physiker arbeitet. Nach kurzer Zeit streikt sein Wagen. Doch er
kann keinen Schaden entdecken. Auch alle anderen Fahrzeuge, auf
die er trifft, sind rätselhafterweise stehen geblieben ...
Könnte der Grund womöglich wie beim EMP-Effekt
(„Elektromagnetischer Puls“) der Ausfall sämtlicher elektrischer
Systeme sein? Dieser Effekt tritt auch bei einer über dem Boden
gezündeten Atombombe auf. (Zitat Bundesinnenministerium: „Der
EMP kann alle elektronisch gestützten Maschinen vom Flugzeug bis
zum Herzschrittmacher stören oder erstören, er gefährdet die
zentralen Systeme von Rundfunk, Rettungswesen, Krankenhäusern,
Energieversorgung und Bahntransport.“) Doch von einem
Kernwaffenangriff kann Winston nichts entdecken. Allerdings
scheint kein einziger Mensch bei seiner Fahrt durch Dörfer und
Städte mehr am Leben zu sein. Was hat das alles zu bedeuten?
Als Physiker hat er den Verdacht, dass womöglich auch ein im
CERN im Large Hadron Collider Teilchenbeschleuniger LHC unter
seiner Führung durchgeführtes Experiment die Ursache sein
könnte. Es dient der Erzeugung und Untersuchung noch unbekannter
Elementarteilchen und Materiezustände. Die einzige Überlebende,
auf die Winston bei seiner Rückreise trifft, ist eine junge
Theologie- und Philosophiestudentin namens Eva, die sich
allerdings, als ahne sie, welche Rolle sie noch haben könnte, Elsa nennt. Für sie scheint das, was sie sehen und erleben, eher so
etwas wie ein Weltuntergang als "Strafgericht Gottes“ zu sein.
Da Eva kein Zuhause mehr hat, begleitet sie Winston auf ihrer
fast 900 Kilometer währenden Rückreise zum CERN bei Genf, die
sie zu Fuß zurücklegen müssen, da selbst Fahrräder wegen
mysteriöser Gummiprobleme der Reifen versagen ...
Viele Gründe und viel Zeit, um darüber zu
diskutieren, welche Gründe Gott, falls er denn existiert, für
den Untergang der Menschheit hatte. Sind es all die Kriege und
Millionen Tote? Habsucht, Gleichgültigkeit, Gier, Lust am
Verbrechen und an der Gewalt? Geht es womöglich um den Beginn
einer neuen Menschheit - sozusagen um einen neuen, weiteren "Versuch"? Denn
Eva ist am Ende ihrer Reise schwanger ...
Sind sie und Winston womöglich so etwas wie eine
neue Version von ADAM UND EVA? So ihre letzten Gespräche und
Fragen. Im CERN angelangt findet Winston Hinweise, dass
quantenmechanische Versuche in letzter Zeit mit dem Untergang
der Menschheit zu tun haben könnten ...
LESEPROBE
Früher Tod
Roman
1
… und Stille
Winston befand sich auf der Rückfahrt von der Beerdigung
seiner Eltern an der Küste, als der Himmel plötzlich eine merkwürdig gelbliche
Tönung annahm …
Er stieg aus, um
sich das ungewohnte Schauspiel genauer anzusehen.
Als er prüfend
seine Hand ausstreckte, bemerkte er, dass nicht das geringste Lüftchen wehte.
Auch die Wolkendecke über ihm war stehen geblieben – wobei die feine
Zackenlinie der Hügel jenseits der Ebene mit ihrem vorgelagerten Wald wie bei
einem Erdbeben auf seltsame Weise zu vibrieren schien.
Was hatte das zu
bedeuten? Winston wischte sich verstört über die Augen.
Die Beerdigung
seiner Eltern an der Nordseeküste war einer der schlimmsten Tage seines Lebens
gewesen. Man hatte ihm ein Foto ihres Autounfalls gezeigt – keine besonders
gute Idee. Zusammengefaltetes blaues Blech sozusagen …
Beim Anlassen gab
der Motor des Renaults ein widerspenstiges Geräusch von sich – startete dann
aber doch.
Na ja, alte Karre,
dachte er. Bisher hatte ihn sein Wagen noch nie im Stich gelassen. Zu seinem
Arbeitsplatz im Kernforschungszentrum CERN bei Genf waren es fast neunhundert
Kilometer.
Seit seiner
Ernennung zum Leiter des CERN hätte er sich durchaus ein neues Fahrzeug
leisten können. Doch solche Dinge waren nicht das, was ihn wirklich
interessierte.
Dazu war er längst
unrettbar den Geheimnissen all der physikalischen Experimente im Large Hadron Collider Teilchenbeschleuniger
(LHC) verfallen, bei denen es um nichts Geringeres ging, als die Erzeugung
noch unbekannter Elementarteilchen und Materiezustände – ja sogar um
den Urknall oder den Untergang der Welt …
Er war etwa dreißig
Kilometer gefahren – immer den Biegungen der Ems entlang, weil er die Autobahn
meiden wollte –, als sein Wagen endgültig versagte. Der Anlasser gab nicht
einmal mehr ein müdes Geräusch von sich – trotz vollem Tank.
Winston versuchte
das Radio einzuschalten, aber auch das gab es keinen Ton von sich. Und sein
Handy? Keine Verbindung …
Anscheinend war vor
ihm noch ein weiteres Fahrzeug stehen geblieben. Durch die Heckscheibe konnte
man aus dieser Entfernung nicht erkennen, ob der Fahrer noch am Steuer saß.
Winston blickte wieder verstört
zum Himmel und dann durchs Fernglas. Die Ebene wirkte immer noch, als werde
sie von einem unsichtbaren Fangnetz aus klarer Luft am Boden gehalten.
War
es womöglich ein Sonnensturm? Der legte sämtliche Stromversorgungen
einschließlich Internet lahm. Noch vor wenigen Jahren hatte ein Sonnensturm die Erde nur knapp
verfehlt. Damals schleuderte die Sonne Tonnen magnetisiertes Plasma ins All –
zum Glück erst, nachdem sich die Erde aus der Schussbahn bewegt hatte …
Als Physiker, der
sich mit solchen Phänomenen befasste, konnte einem durchaus auch der Verdacht
kommen, dass eines beim CERN im Large Hadron Collider Teilchenbeschleuniger
(LHC) durchgeführten Experimente die Ursache des Stillstands sein könnte. Ihre
Versuche dienten der Erzeugung noch unbekannter Elementarteilchen und
Materiezustände.
Doch das war dann wohl
eher eine berufsbedingte Spekulation, dachte er kopfschüttelnd.
Obwohl einige
seiner Kollegen bei Versuchen die Möglichkeit in Betracht gezogen hatten –
die dann prompt um die Welt ging –, dass eben auch bisher noch völlig unbekannte
Reaktionen der Materie denkbar seien, wenn Elementarteilchen mit solch hoher
Gewalt aufeinander prallten – einfach, weil im LHC höhere Energien als je zuvor
erreicht wurden.
Winston
stieg aus und öffnete die Motorhaube. Ölstand und Tank schienen in Ordnung zu
sein. Er zog probeweise alle Zündkabel ab und schloss sie wieder an – kein
Kabelbruch oder Wackelkontakt …
Oder war es womöglich so etwas
wie ein EMP-Effekt? dachte er, als er wieder am Steuer saß.
EMP, die Abkürzung für
„Elektromagnetischer Puls“, bedeutete den Ausfall sämtlicher elektrischer
Systeme und hatte nichts mit ihren Versuchen im CERN zu tun. Er trat beispielsweise
bei einer in bestimmter Höhe über dem Boden gezündeten Atombombe auf.
Es setzte allerdings einen
militärischen Angriff voraus. Wer kam dabei als Gegner in Frage? Russland,
Nordkorea? China? Nein, das war alles Spekulation.
„Womöglich ist es auch einfach
nur irgendein kurioser Stillstand, welcher Art auch immer“, murmelte er. „Versuch
nicht weiter herauszufinden, warum die Welt plötzlich erstarrt ist. Vielleicht
gibt’s bald irgendeine starke Böe und all der Spuk hat ein Ende?
Winston nahm seine
Reisetasche aus dem Wagen und machte sich auf den Weg zum nächstgelegenen Dorf.
Der Belag der
Straße wies seltsamerweise zahllose kaum sichtbare feine Risse auf.
Merkwürdig, wie von einem Erdbeben. Aber davon hatte er während der Fahrt
nichts bemerkt.
Als er den stehen
geblieben Wagen vor sich erreichte, entdecke er, dass sich auch in seinen
Reifen ähnliche Risse befanden. Offenbar hatten alle vier schon einiges an
Luft verloren.
Der Fahrer, ein
etwa vierzigjähriger Mann, war mit Kopf und Brust aufs Lenkrad gesunken …
„Hallo, alles in
Ordnung?“, erkundigte sich Winston.
Er beugte sich über
ihn und tastete nach seiner Halsschlagader. Keine Antwort – offensichtlich
tot.
Allerdings konnte er
keinerlei Verletzungen an seinem Körper entdecken.
Winston sah sich irritiert
um. Was, zum Teufel, hatte das alles zu bedeuten? Er blickte wieder zum Himmel.
Er hatte immer noch dieselbe merkwürdig
gelbliche Tönung …
Auch
die Wolkendecke über ihm stand still und schien sich keinen Meter weiterbewegt
zu haben und die Ebene um ihn her wirkte immer noch, als werde sie von einem
unsichtbaren Fangnetz aus klarer Luft am Boden gehalten. Lediglich das kaum
merkliche Vibrieren der feinen Zackenlinie der Hügel jenseits der Ebene mit
ihrem vorgelagerten Wald schien zum Stillstand gekommen zu sein.
WEITERE TITEL: https://autoren-info-peter-schmidt.blogspot.com/
Liste zu allen Literaturlinks:
https://autor-peter-schmidt-literaturblogs.blogspot.com/2023/06/link-zu-peter-schmidt-auf-wikipedia.html
Kommentare
Kommentar veröffentlichen